StartseiteRegionalRegion AllgäuIsnyWie Hans–Christian Hauser das Isny Opernfestival plant

Veranstaltungsreihe

Wie Hans–Christian Hauser das Isny Opernfestival plant

Isny / Lesedauer: 6 min

Das Isny Opernfestival erlebt in diesem Jahr seine 35. Ausgabe. Hans–Christian Hauser hat dafür unter anderem das Revuestück „Zwei Krawatten“ ausgesucht.
Veröffentlicht:16.03.2023, 17:00

Artikel teilen:

Hans-Christian Hauser aktiviert viel an Energie, um Jahr für Jahr das Programm für das Isny Opernfestival auf die Beine zu stellen. Von Ende Juni bis Anfang Juli ist es wieder so weit — zum 35. Mal. Den Auftakt macht das Festivalkonzert in der Nikolaikirche, bevor es mit dem Revuestück „Zwei Krawatten“ im Schlossinnenhof, diversen Minikonzerten und Sergej Prokofjews „Peter und der Wolf“ als Aufführung für Kinder im Park des Schlosses weitergeht. Sportlich würden das manche nennen. Hauser sieht darin seine künstlerische Lebensaufgabe. Nur wie bewältigt er diese?

Gerade eben noch war Hauser zu einem Kurztrip nach Israel unterwegs. Allerdings ganz privat, denn auch er brauchte nach langer Zeit einen Kulissenwechsel. Sehr entspannt sei es dort gewesen, doch nun zurückgekehrt ins noch winterliche Allgäu wartet das Isny Opernfestival und dessen Organisation auf ihn. Was bedeutet das für Hauser konkret, bis ein solches Projekt schließlich bis zur Premiere gediehen ist? Auf diese Frage antwortet er schlicht: „Ich bin der Leiter der Isny Oper und muss schauen, dass alles läuft.“ Hört sich einfach an, ist es in Wirklichkeit nur nicht.

Etwa 60 Akteure dabei

Zeitlich gesehen würde ein Drittel der Organisation aus Verwaltung und Beschaffung von Fördermitteln bestehen. Ein weiteres Drittel befasst sich mit dem Akquirieren sämtlicher Mitwirkenden. Dieses Mal sind es um die 60 Akteure, von denen nur einige wenige schon mehrfach mit dabei gewesen seien. Isny also für die meisten Neuland bedeutet. Hinzu komme, so Hauser, dass die nächsten Wochen in die Prüfungszeiten an den Musikhochschulen fallen würden. Die Beschaffung passender Auftrittsräume steht an und dann wäre da noch das, worum es im Kern eigentlich geht — die Kunst und die Musik. Auch die wollen bearbeitet und inszeniert werden. Dieses Gesamtpaket schultert Hauser mehrheitlich im Alleingang.

Unterstützung erfährt er von Christine Bremer–Frömmert als erste Vorsitzende der Isny–Oper. Emotionalen Rückhalt und künstlerische Beurteilung böten ihm maßgebliche Personen im Kultur– und Konzertbetrieb. „Ich mache das, was mich interessiert“, bringt er seine zeitlebens freiberufliche Tätigkeit als Musiker, Dirigent und Komponist kurzerhand auf einen Nenner. Damit spricht er auch den Film „Die Irrfahrten des Odysseus“ an, den er während der Corona–Pandemie produziert und im Kino gezeigt hat. Dass Hauser einer von denen ist, die sich dem kulturellen Mainstream anpassen, was die Auswahl der Stücke und deren Aufführungspraxis angeht, kann nicht behauptet werden. Umgekehrt ließe sich fragen, ob das zwingend ist, um Erfolg zu haben. Je nachdem, wie Erfolg definiert wird und ob das für Hauser überhaupt ein wichtiges Kriterium darstellt.

Um der Kunst willen

Widerstände aus verschiedenen Richtungen sind ihm wohlbekannt. Doch er mache immer weiter. Denn, wenn man nichts tue, komme auch nichts dabei heraus. Auch, wenn manche Sachen lediglich Inspirationen blieben.

Ich bin durch und durch Künstler und mache es um der Kunst willen,

ist Hausers Lebensmaxime.

 Dass er diesem Motto treu bleibt, daran wird sich auch in Zukunft kaum etwas ändern. Denn Hauser ist ein fest Überzeugter.

So startet er Ende Juni in der Nikolaikirche mit dem Festivalkonzert, das es in dieser Form in unseren Breitengraden noch nie gegeben habe. Gemeint ist die Aufführung von Teilen aus Richard Wagners romantischen Oper „Lohengrin“, aus seinem Bühnenfestspiel „Der Ring der Nibelungen“ und dem Musikdrama „Tristan und Isolde“. Alles instrumental ohne Gesangsstimmen, versichert Hauser, der sich zuversichtlich zeigt, die für großes Orchester angelegten Werke auch mit wenigen Streichern inszenieren zu können. „Die Nikolaikirche ist fantastisch, hat einen guten Klang und zieht Publikum an“, ist er überzeugt und nennt den slowakischen Komponisten Eugen Suchoň (1908—1993), dessen Fantázia und Burleske er mit dem Sologeiger Adrián Ibañez–Resjan Wagner voranstellt. Ferner synagogale Gesänge mit der Sopranistin Maria Anelli.

Faible für unbekannte Werke

Hausers Faible ist die Bekanntmachung hierzulande unbekannter Werke, denen es nicht minder an Substanz fehle. Selbiges gilt für das Revuestück „Zwei Krawatten“ in neun Bildern nach dem Buch von Georg Kaiser und mit der Musik des russisch–britischen Komponisten Mischa Spoliansky. Im September 1929 feierte es im Berliner Theater seine Uraufführung. Mit Hans Albers als Kellner und Losgewinner Jean, Marlene Dietrich als reiche Gesellschafterin aus Amerika, und auch die Comedian Harmonists waren dabei. Spoliansky, der von 1914 bis 1933 in Deutschland arbeitete, mischte damals im boomenden Unterhaltungsbereich kräftig mit.

Im Isnyer Schlossinnenhof plant Hauser einen Mix aus gesprochenen Texten, die wie bereits 2020 bei der Operette „Der Kuhhandel“ auf Tonband aufgenommen werden sollen, und den melodiös–einprägsamen Liedern, wie sie für die Zeit typisch waren. Inhaltlich geht es in der Burleske um Reichtum und Glück, die einen unverhofft ereilen und genauso schnell wieder verloren gehen können. Eine Verwicklung jagt die nächste, wofür der anfängliche Krawattentausch zum Auslöser gerät. Dass Hauser es wiederum gelingt, neue Spielorte auszukundschaften, beweist er mit Prokofjews „Peter und der Wolf“.

Musikalisches Märchen für Kinder

In den Park des Schlosses will er das musikalische Märchen für Kinder verlegen. Dort sei es am Nachmittag schattiger und authentischer, wenn sich die Katze anschleicht, der Vogel flüchtet und Peter am Schluss über den Wolf triumphiert. Es ist ein Bild, das auch ein bisschen auf Hans–Christian Hauser selbst passt, der sich den Herausforderungen stellt. Um der Kunst willen.


Die vier Elemente des Hauptteils des Isny Opernfestivals 2023 (19. Juni bis 7. Juli):

1. Das Revuestück „Zwei Krawatten‟, im Innenhof des Schlosses Isny vom 29. Juni bis 2. Juli, jeweils ab 20.30 Uhr, flexible Termine je nach Wetterlage

2. Festivalkonzert in der Nikolaikirche Isny am Sonntag, 25. Juni, ab 19 Uhr

3. Aufführung für Kinder im Park des Schlosses: Sergej Prokoffiews „Peter und der Wolf‟. 30. Juni bis 2. Juli, jeweils ab 18 Uhr, flexible Termine je nach Wetterlage

4. Minikonzerte im Kurhaus: 30. Juni bis 2. Juli. jeweils ab 20 Uhr, flexible Termine je nach Wetterlage (immer dann, wenn im Freien nichts stattfindet)

Um der Kunst willen: Hans-Christian Hauser ist auch in diesem Jahr für das Isny Opernfestival verantwortlich