Niklas, 18, Chef

Firmengründung ist in Österreich ab dem Alter von 18 Jahren möglich. Doch es kommt nicht so häufig vor, dass Jugendliche die Verantwortung der Selbstständigkeit wagen. prima! hat mit einem jungen Mann gesprochen, der immer schon sein eigener Boss sein wollte, das mit Hingabe lebt und sogar schon zwei Unternehmen besitzt.

Eva Maria KAMPER / 28. Feber 2024

„Stört es Sie, wenn ich nebenbei esse?“ fragt Niklas Brückler während unseres Interviews am Nachmittag und lacht: „Ich bin noch nicht dazu gekommen, die Zeit ist rar.“ Der 20-jährige Jennersdorfer hat nämlich ein Aufgabengebiet, das man einem so jungen Menschen wohl im seltensten Fall zurechnen würde. Er hat mit seinem zarten Alter bereits zwei Firmen gegründet. „Ich wusste schon im Kindergarten, dass ich mich einmal selbstständig machen möchte“, erzählt er über seine Motivation dazu. „Bereits mit zwei Jahren hab‘ ich mich so für unseren Röhrenfernseher interessiert und Knöpfe gedreht und Kabel ein- und ausgesteckt“, schildert er sein frühkindliches Interesse. „Und ab der Hauptschule habe ich schon jedes Gerät zerlegt und inspiziert und wollte wissen, wie es funktioniert. Mit 14 hab‘ ich schon ehrenamtlich Elektrogeräte repariert und am liebsten hätte ich schon mit 16 eine Firma aufmachen wollen.“ Aber anders als zum Beispiel in Deutschland, ist das in Österreich erst ab 18 Jahren möglich.

Für Niklas war das eine Hürde, die er geduldig abwarten musste. In der WKO wird inzwischen schon gefordert, dass man das Alter von potenziellen Gründerinnen und Gründern zeitgemäß auf 16 Jahre herunterschrauben sollte.

„Aber punktgenau zum 18. Geburtstag dufte ich mich beim Online-Register zu der Firmengründung anmelden und habe nebenbei die HTL beendet.“ Nun ist der junge Mann in der Handels- bzw. Elektronikbranche mit seiner Firma „Be-Charged“ tätig und handelt mit Elektronikbauteilen und bietet IT-Service und Zubehör an. Die HTL Pinkafeld ist sogar der Partner und bezieht benötigte Bauteile für ihre Projekte. Ein ganz großes Geschäftsfeld seien auch Werbemittel in Form von personalisierten Ladekabeln, die in seinem Unternehmen gelasert und samt Verpackung geliefert werden.

Doch wie geht es ihm mit der ganzen Verantwortung und den vielen täglichen Aufgaben oder dem Umgang mit 
Buchhaltung, Finanzamt und Steuererklärungen, wo andere Jugendliche in diesem Alter eher gern an Spaß und Fortgehen denken? „Ach so, nein das geht sich aus, ich bin eigentlich eh bei jedem Fest dabei“, lacht der Jungunternehmer. „Und meine Freunde unterstützen mich auch.“ Und dafür sei die Zeitspanne zwischen 16 und 18 gar nicht so verkehrt gewesen, sich das alles zu überlegen, was das bedeutet, gesteht Niklas.

„Meine Eltern waren anfangs ziemlich skeptisch, natürlich auch wegen der Sorge um meine finanzielle Sicherheit, überhaupt jetzt, wo ich auch die zweite Firma mit dem Fitnessstudio habe, aber sie helfen mir, wo es nur geht und stehen hinter mir. Gemeinsam schaffen wir das“, sagt er dankbar. Sein Tagesablauf geht derzeit von acht Uhr morgens bis teilweise ein oder zwei Uhr nachts, da er zwischen Baustelle des Fitnessstudios in Jennersdorf und dem Büro – zum beispielsweise Bestellungen abarbeiten – pendelt.

Anderen jungen Menschen, die den ähnlichen Traum hegen, kann er nur raten, sich bei der Wirtschaftskammer zu informieren, Tipps und Hinweise zu holen, Risiken zu bereden und trotzdem „ein paar Nächte drüber zu schlafen und nichts zu überstürzen“, wie er betont. Also lieber gut vorbereitet reinzugehen. Denn am Anfang sei man schon etwas überfordert, wenn alles auf einmal passiert, sagt er.

Für die Zukunft kann er sich nichts Schöneres vorstellen, als in Jennersdorf seine Firmen weiterhin zu betreiben. „Eventuell bald mit zwei oder drei Angestellten. Damit ich zumindest nicht mehr die Buchhaltung selber machen muss, das mag ich nämlich überhaupt nicht“, lacht der sympathische Jungunternehmer.

Ein junger Mann, Niklas, steht mit einem Hammer vor einer Baustelle und lächelt in die Kamera
Unternehmer mit 18

Niklas Brückler ist Absolvent der HTL Pinkafeld und hat dort die Basis für seine berufliche Zukunft gelegt. Bereits mit 18 Jahren hatte er sein eigenes Unternehmen „Be-Charged“ gegründet. Derzeit arbeitet er an der Gründung seiner zweiten Firma: einem Fitnessstudio.

Eine junge Frau, Bei Ulreich, lächelt in die Kamera
Bea Ulreich, Landesvorsitzende der Jungen Wirtschaft

Bea Ulreich, Landesvorsitzende der

Jungen Wirtschaft betont: Die Altersgrenze

für die volle Geschäftsfähigkeit

liegt momentan bei 18 Jahren, was nicht

mehr zeitgemäß ist.“ Jugendliche im

Alter von 16 Jahren haben bereits das

Recht zu wählen, einen Führerschein zu

machen, zu heiraten, so lange fortgehen

wie man möchte. „Es ist an der Zeit, dass

sie auch die Möglichkeit erhalten, ihr

eigenes Unternehmen zu gründen, denn

Genialität kennt kein Alter“, so Ulreich.

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