Der „schleichende Blackout“ droht: Deutschland steht vor dem Renten-Zusammenbruch
Über 100.000 Positionen in den Gemeinden bleiben leer. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds warnt vor einer bevorstehenden Katastrophe.
Berlin - Die sozialen Sicherungssysteme stehen vor einer der größten Herausforderungen der kommenden zwei Jahrzehnte: Der demografische Wandel. Mit dem Eintritt der Babyboomer in den Ruhestand entsteht eine enorme Lücke auf dem Arbeitsmarkt. Experten warnen seit Jahren vor dieser schleichenden Krise, die durch die Zuwanderung von Fachkräften und den Einsatz technologischer Innovationen abgewendet werden könnte. Nun äußert sich der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds mit klaren Worten zu diesem Thema.
Der öffentlichen Verwaltung steht ein „schleichender Blackout“ bevor
Der Städte- und Gemeindebund warnt vor einem Zusammenbruch der öffentlichen Verwaltung aufgrund von Personalmangel. „Fehlendes Personal wird die Arbeit des öffentlichen Dienstes und vor allem der Kommunen massiv beeinträchtigen und kann die Daseinsvorsorge an den Rand des Zusammenbruchs bringen“, so Hauptgeschäftsführer André Berghegger in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe am 25. Dezember. Aktuell sind mehr als 100.000 Stellen in den Kommunen unbesetzt, da kein geeignetes Personal gefunden wird.
„In den kommenden zehn Jahren werden annähernd 500.000 der rund 1,65 Millionen Beschäftigten in den Kommunen in den Ruhestand gehen“, fügte Berghegger hinzu. „Bis zum Jahr 2030 werden in den Kommunen rund 230.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen.“
Fachkräftemangel in den Kommunen: Kitas und ÖPNV vor dem Kollaps
Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Bearbeitungszeiten in den Behörden. „In den nächsten fünf Jahren gehen beispielsweise mehr als 50.000 Busfahrer in den Ruhestand, zudem fehlen bereits jetzt mehr als 100.000 Fachkräfte in den Kitas“, warnte Berghegger. „Wenn wir nicht schnell und entschieden gegensteuern, wird dies gravierende Folgen für die Bürgerinnen und Bürger und den Standort Deutschland insgesamt haben.“ Er sprach von einem „schleichenden Blackout“.
Um den Betrieb in der öffentlichen Verwaltung aufrechtzuerhalten, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz unerlässlich, so Berghegger. „Es ist daher mehr als fahrlässig, dass die Politik in Deutschland immer noch Vorbehalte bei der Digitalisierung hat. Wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht, werden stets zunächst die Risiken diskutiert“, kritisierte er. Sollte die Digitalisierung in Deutschland weiterhin so zögerlich voranschreiten, „verspielen wir mutwillig unsere Zukunftschancen“.

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Berghegger mahnte, dass die Politik die Beschäftigung nicht mehr aus der Perspektive des letzten Jahrhunderts betrachten dürfe. „Wir sollten flexible, an die jeweilige Lebenssituation angepasste Modelle entwickeln, um den öffentlichen Dienst attraktiv zu halten.“ Neben digitalen Lösungen könnte auch „eine gemeinsame oder geteilte Erbringung von Aufgaben“ eine Möglichkeit sein. (wal/AFP)