Das griechische Parlament soll Korruptionsvorwürfe gegen mehrere Politiker und den Schweizer Pharmakonzern Novartis untersuchen. Dabei gehe es um den Verdacht von Schmiergeldzahlungen und mutmaßliche Begünstigungen des Konzerns, sagte Ministerpräsident Alexis Tsipras. "Der Untersuchungsausschuss ist der einzige institutionelle Weg, den Fall Novartis zu klären", sagte Tsipras im Fernsehen. Zudem werde die Regierung Entschädigungen von Novartis verlangen. 

Der Pharmakonzern soll den ehemaligen Regierungschef Antonis Samaras und andere griechische Politiker sowie Ärzte bestochen haben, um die Preise für seine Medikamente zu erhöhen und den Markt durch rasche Genehmigungen eigener Produkte zu beherrschen. Dies soll den griechischen Staat in den vergangenen 15 Jahren laut Regierungsangaben bis zu 23 Milliarden Euro gekostet haben.

Novartis Griechenland kündigte an, mit der griechischen Justiz zu kooperieren. Alle in der Presse erschienenen Berichte seien unvollständig.

Die beschuldigten Politiker sprachen von "Verleumdung" und einem Versuch der Tsipras-Regierung, das politische Klima zu beeinflussen, um von der Finanzkrise im Land abzulenken. Die juristische Auseinandersetzung wird voraussichtlich mehrere Monate oder sogar Jahre dauern. Die griechische Justiz musste nach mehrmonatigen Untersuchungen den Fall vergangene Woche an das Parlament weiterleiten, weil viele der Beschuldigten ein Abgeordnetenmandat besitzen und Immunität genießen.