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Start in der Provinz Sichuan China schickt Satellit ins All – Warnbenachrichtigung in Taiwan

Chinas Staatsmedien berichten vom Start eines Satelliten im Zentrum des Landes. In Taiwan erhält die Bevölkerung zeitgleich eine Warnnachricht aufs Handy, das Flugobjekt sei über den Luftraum des Inselstaats geflogen.
Kosmodrom Xichang in der Provinz Sichuan

Kosmodrom Xichang in der Provinz Sichuan

Foto: Qiu Lijun / Xinhua / IMAGO

Chinesische Staatsmedien melden den Start eines Satelliten vom Kosmodrom Xichang in der Provinz Sichuan. Wie der Sender CCTV berichtet, sei die Aktion gegen 15 Uhr (Ortszeit) ein voller Erfolg gewesen.

Im mehr als 1800 Kilometer weiter östlich gelegenen Taiwan sorgte der Start dagegen kurzzeitig für Verwirrung. Das dortige Verteidigungsministerium löste im Zusammenhang mit der Aktion eine Art Luftalarm aus. Um kurz nach 15.15 Uhr Ortszeit verschickte es eine zweisprachige Kurzmitteilung an Handynutzer, in deren englischem Abschnitt vom Überflug einer Rakete (»missile flyover«) über Taiwans südlichem Luftraum die Rede war.

Diese Darstellung wurde kurz darauf vom Verteidigungsministerium korrigiert. Es handele sich um einen Satelliten. So war es auch im chinesischsprachigen Abschnitt formuliert worden.

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In einer Pressemitteilung bat das Ministerium um Entschuldigung dafür, dass die englische Version vor dem Absenden nicht geprüft worden sei. Die Warnmeldung auf dem Handy war teils von einem lauten Alarmton begleitet worden, wie ein SPIEGEL-Reporter in Taipeh berichtete, sowie offenbar vereinzelt mit physischen Sirenen .

Mehrere Taiwaner berichteten unmittelbar nach Erhalt der Warnung, sie hätten einen solchen Handyalarm noch nie erhalten. Auf den Straßen im Zentrum Taipehs war die Stimmung unmittelbar nach dem Vorfall jedoch entspannt .

Der Vorfall ereignet sich vier Tage vor der Präsidentschaftswahl

Der Zeitpunkt des Vorfalls ist heikel. Im demokratisch regierten Taiwan sollen am Samstag Präsidenten- und Parlamentswahlen stattfinden. Aus Sicht von Peking gehört Taiwan zu China, obwohl die Insel seit Jahrzehnten eine unabhängige Regierung hat und nie zur Volksrepublik China gehört hat.

Peking hatte zuletzt den Druck auf Taiwans Regierung erhöht und die rund 19,5 Millionen Wahlberechtigten ermahnt, auf »der richtigen Seite der Geschichte« zu stehen und sich gegen eine Unabhängigkeit zu stellen. Zuletzt kreuzten mehrere chinesische Ballons Taiwan, was Experten als Drohgebärden werten.

Vizepräsident William Lai, der als Favorit bei der Wahl gilt, sagte wenige Stunden vor dem Zwischenfall auf einer Pressekonferenz: »Immer dann, wenn Taiwan wählt, unternimmt China Anstrengungen, um sich einzumischen.« Diesmal sei die Wahlbeeinflussung in ihrer Intensität »beispiellos« (Lesen Sie hier ein Porträt über William Lai ).

Jedoch ist unsicher, ob es sich bei dem Satellitenabschuss um eine absichtliche chinesische Provokation handelt. Das Projekt »Einstein Probe«, auf das die Meldungen sich beziehen, ist eine gemeinsame Mission der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS), der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE).

Auf der Website der ESA war ein Start im Januar 2024 angekündigt worden . Zur Flugbahn ist bislang wenig bekannt, das Verteidigungsministerium in Taipeh erklärte jedoch, der Überflug von Taiwans Luftraum sei »unerwartet« gewesen. Ein ähnlicher chinesischer Satellitenstart im Dezember, der ebenfalls die Atmosphäre über Taiwans Luftraum kreuzte, hatte allerdings keinen Alarm ausgelöst.

Andeutungen Pekings sowie massive Militärmanöver rund um Taiwan hatten in den vergangenen Jahren die Sorge genährt, China könnte versuchen, Taiwan militärisch unter seine Kontrolle zu bringen. Bei einem drohenden Konflikt zwischen China und Taiwan hatten die USA Taipeh ihre Unterstützung zugesichert, wobei die US-Regierung sich nicht festlegt, ob es die Inselnation auch militärisch verteidigen würde. Taiwans Unabhängigkeit wird nur von wenigen Staaten weltweit anerkannt, auch die USA unterhalten ihre Gesprächskanäle mit Taipeh unterhalb der staatlichen Anerkennung.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde die ESA als Europäische Raumstation bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich um die Europäische Weltraumorganisation. Wir haben dies korrigiert.

fek/cdi/Reuters/AP