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Anstieg der Straftaten: Ausländerkriminalität, Messer-Angriffe und junge Täter: So ist die Lage in einigen Ländern
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IMAGO/Maximilian Koch Beamte in Wiesbaden sollen mit unangebrachten Tarnkennzeichen für ihre Fahrzeuge gearbeitet haben. (Symbolbild)
  • FOCUS-online-Autorin

Die Kriminalstatistik für Gesamtdeutschland für das Jahr 2023 gibt es noch nicht. Doch einige Länder haben bereits Zahlen veröffentlicht. Der Trend ist größtenteils negativ: Egal ob Ausländerkriminalität, sexuelle Übergriffe oder Messerattacken durch Jugendliche.

Das Leben in einigen Teilen Deutschlands ist offenbar gefährlicher geworden. Laut Erhebungen in sieben Bundesländern stiegen die Straftaten 2023 je nach Land um satte fünf bis elf Prozent.

Demnach meldete Schleswig-Holstein ein Plus von etwa 4,7 Prozent, Niedersachsen von 5,6 Prozent, Rheinland-Pfalz 5,9 Prozent, Hessen 7,8 Prozent, Brandenburg 9,4 Prozent und Spitzenreiter Hamburg 10,9 Prozent. Auch in Sachsen-Anhalt sind die Zahlen besorgniserregend: Mit einem Plus von 8,6 Prozent verzeichnet das Land den höchsten Anstieg der Straftaten seit 2016.

Jeder zwanzigste Tatverdächtige noch ein Kind

Eine besonders alarmierende Tendenz zeichnet sich bei den Straftaten ab, die im vergangenen Jahr von Jugendlichen oder Kindern begangen wurden: Die Anzahl der jugendlichen Tatverdächtigen unter 21 Jahren in Niedersachsen stieg auf 68.874, ein Plus von 9,7 Prozent. Besonders häufige Delikte: Körperverletzungen, Raub und Diebstahl.

In Schleswig-Holstein stieg die Zahl der jungen Straftäter unter 14 Jahren auf 3722, ein Zehnjahreshoch: „Jeder zehnte Tatverdächtige im Jahr 2023 war minderjährig, jeder Zwanzigste gar noch ein Kind“, betonte Lars Harms, Vorsitzender der SSW-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag. Die Gesellschaft müsse sich gegen die Entwicklung stellen, indem die Präventionsarbeit etwa bei der Jugend- und Familienhilfe gestärkt werde.

Ausländerkriminalität steigt

Auch die Ausländerkriminalität legte in einigen Ländern 2023 zu. So wurde beispielsweise in Sachsen-Anhalt jede zehnte Straftat von einem Zuwanderer begangen. Mit 116 Prozent haben sich die Straftaten von Ausländern hier mehr als verdoppelt.

In Rheinland-Pfalz stieg die Quote der ausländischen Täter von 33,8 Prozent auf 37,4 Prozent an. In Hessen wurden im vergangenen Jahr 25.913 Straftaten von Zuwanderern registriert, ein Anstieg um 4.828. Wenn man Verstöße gegen das Asylgesetz hinzurechnet, erhöht sich die Zahl der Taten hier auf insgesamt 60.506.

Auch in Schleswig-Holstein hatten 40 Prozent der 962 Messer-Tatverdächtigen keine deutsche Staatsangehörigkeit.

In Brandenburg stieg die Anzahl der Straftaten von nicht-deutschen Tätern um mehr als ein Viertel – ein Plus von 27,3 Prozent bedeuten über 4000 Straftaten mehr als 2022. Bei den Verstößen handelte es sich größtenteils aber nicht um Gewalttaten, sondern vor allem um illegale Einreisen ohne Visum nach Deutschland, um illegale Aufenthalte nach Ablauf eines Visums oder um Verstöße gegen die räumliche Beschränkung des Aufenthalts. Innenminister Michael Stübgen (CDU) nannte diese Verstöße einen „prägenden Faktor für die steigenden Zahlen im Brandenburger Kriminalitätsgeschehen".

In Hessen nahmen ebenfalls die von Ausländern begangenen Delikte signifikant zu, sie stiegen um rund ein Fünftel auf gut 60.000. Auch hier handelt es sich bei mehr als der Hälfte der Fälle um asylrechtliche Verstöße, so die Hessener Polizei.

Innenministerin: „Wir brauchen mehr Abkommen mit Herkunftsländern“

In Niedersachsen beträgt das Plus 15,5 Prozent. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) nennt die steigenden Flüchtlingszahlen als einen Grund für diese Entwicklung: „Der Anstieg nichtdeutscher Tatverdächtiger in der Kriminalitätsstatistik erfordert eine differenzierte Betrachtung“, so Behrens. „Wir müssen uns bewusst machen, dass eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielt, darunter sozioökonomische Bedingungen, Bildungschancen und Integration. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir integrative Maßnahmen fördern, die darauf abzielen, nicht nur die Sicherheit unserer Gesellschaft zu gewährleisten, sondern auch die soziale Integration nichtdeutscher Mitbürgerinnen und Mitbürger zu fördern."

Zur Wahrheit gehöre aber auch, „dass wir dringend mehr Abkommen mit weiteren Herkunftsländern brauchen, die sicherstellen, dass Straftäter auch wirklich verlässlich zurückgeführt werden können“, sagte die Ministerin.

Hamburg: Mehr Männer Opfer von Vergewaltigung

Ebenfalls gestiegen sind vielerorts auch die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Beispiel Hamburg: Bei Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und Übergriffen gab es einen Anstieg auf rund 270 Fälle.

Die Anzahl an Fällen von Frauen, die durch ihren Partner oder Ex-Partner vergewaltigt wurden, hat sich in Hamburg innerhalb von zwei Jahren von 36 auf 70 sogar fast verdoppelt. Dies hängt auch damit zusammen, dass im vergangenen Jahr mehr Frauen ihren Partner angezeigt haben. Hier könne, so die Polizei Hamburg, die „Me-Too Debatte", dazu geführt haben, dass Straftaten auch dann angezeigt werden, wenn dies mit Schamgefühl verbunden sei.

Überraschend: Wesentliche Veränderungen gab es in Hamburg laut der Kriminalstatistik bei männlichen Opfern: Während im Jahr 2022 noch 26 Männer eine Vergewaltigung angezeigt haben, waren es im Jahr 2023 mit 45 fast doppelt so viele.

Auch in Brandenburg bleibt die Zahl der sexuellen Straftaten im Langzeitvergleich hoch, waren es im Jahr 2017 noch 149 Fälle von sexueller Belästigung, stieg die Zahl 2023 auf 560 Fälle.

In Rheinland-Pfalz ist ein Anstieg auf 751 Fälle, ein Plus von 13,3 Prozent, zu verzeichnen. Hier treiben laut Polizei vor allem viele Täter, die Kinderpornografie besitzen und weiterverbreiten, die Zahlen in die Höhe.

Polizist: „Wir müssen die Entstehung einer Messerkultur verhindern“

Als Tatwaffe kamen 2023 besonders häufig Messer ins Spiel. In Niedersachsen wurden allein in 3.048 Fällen (ein Plus von 8,7 Prozent) Stichwaffen eingesetzt. 87 Prozent der Tatverdächtigen waren männlich, und fast jeder Dritte war 21 Jahre alt oder jünger.

Auch Schleswig-Holstein verzeichnete im vergangenen Jahr 148 mehr Messerangriffe als 2022. Neun Menschen wurden im Norden durch Messer getötet, 47 schwer und 285 leicht verletzt. Torsten Jäger, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Schleswig-Holstein, betonte: „Wir müssen die Entstehung einer Messerkultur verhindern.“ Er bezeichnete Waffenverbotszonen als wirksame Gegenmaßnahmen.

Aufklärungsquote steigt

Immerhin: Bei der Rauschgift-Kriminalität sind die Fallzahlen vielerorts gesunken, nachdem sie beispielsweise in Schleswig-Holstein im Jahr 2021 ein Zehnjahreshoch erreicht hatten. Im vergangenen Jahr wurden hier 10.976 Fälle verzeichnet - 104 weniger als im Jahr 2022. „Im Lichte der aktuellen Diskussion um die bevorstehende Legalisierung von Cannabis wird die Entwicklung dieser Zahlen sehr spannend sein“, kommentierte der Kriminaldirektor des Landeskriminalamtes, Rolfpeter Ott, die Lage.

Ebenfalls erfreulich: Mit dem allgemeinen Anstieg der Straftaten stieg zumindest in allen Ländern, die bis jetzt schon Zahlen vorgelegt haben, auch deren Aufklärung: in Rheinland-Pfalz auf 64,5 Prozent, in Niedersachsen auf 62,5 Prozent, in Brandenburg auf 57,8 Prozent, in Sachsen-Anhalt auf 55,9 Prozent und in Hessen auf 63,2 Prozent. Hamburg erreichte mit einer Quote von 48,2 Prozent sogar den besten Wert seit 1997. In Schleswig-Holstein sank die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr allerdings auf 55,9 Prozent, 2022 waren es noch 61,1 Prozent gewesen.

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