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Buchführungsergebnisse Wirtschaftsjahr 2022/23

Rekordgewinne für Landwirte – in extrem schwierigen Zeiten

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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Montag, 06.11.2023 - 11:04 (7 Kommentare)

Für Landwirte war das Wirtschaftsjahr 2022/23 ein Ausnahmejahr. In allen Betriebsformen wurden Spitzengewinne erzielt. Trotz der hohen Kosten. Das zeigt eine erste Trendauswertung der Buchführungsergebnisse durch den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, deren gute Ergbnisse doch etwas überraschen.

Gewinn der Betriebe.

Das Landwirte auch in extrem schwierigen Zeiten gut wirtschaften können, zeigen die Ergebnisse des zurückliegenden Wirtschaftsjahres 2022/23 - das von Juli 2022 bis Juni 2023 dauerte. Noch sind nicht alle Betriebe und Daten ausgewertet und das Landwirtschaftsministerium dürfte die bundesweiten Ergebnisse nicht vor Dezember veröffentlichen. 

Doch aus den Bundesländern kommen dieser Tage die ersten Auswertungen der Buchführungsergebnisse aus dem Wirtschaftsjahr 2022/2023. So veröffentlicht der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen Anfang November eine erste Trendauswertung der Buchführungsergebnisse der hessichen Haupterwerbsbetriebe, die vor dem Hintergrund der massiven Kostenexplosion und der extrem schwierigen ökonomische und politischen Rahmenbedingungen doch etwas überrascht: 

Demnach verzeichnen die Landwirte in Hessen – und wahrscheinlich auch den anderen Bundesländern - im abgelaufenen Wirtschaftsjahr „ein absolutes und bisher nie dagewesenes Spitzenergebnis mit einer nochmaligen erheblichen Gewinnsteigerung über alle Haupterwerbsbetriebe von fast 80 %", heißt es in der Untersuchung.

 Der Durchschnittsgewinn lag bereits im vorigen Wirtschaftsjahr 2021/22 mit 73.708 Euro um gut 10 % über dem Fünfjahresdurchschnitt, heißt es dort weiter. Nun fallen die Gewinne über alle Betriebsformen mit durchschnittlich 132.328 Euro doppelt so hoch aus wie im Fünfjahresdurchschnitt. 

„Rückblickend lässt sich also sagen, dass die landwirtschaftlichen Betriebe im großen Durchschnitt von den erheblichen Preisturbulenzen durch den Ukrainekrieg eindeutig profitiert haben“, ist das Fazit der Ökonomen des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.

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Veredlung verdoppelt Gewinn

Veredlung.

Den höchsten Gewinnzuwachs von rund 105% im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2022/23 - das von Juli 2022 bis Juni 2023 reichte - erzielen nach der  Auswertung der Betriebsergebnisse die Veredlungsbetriebe. Wobei der absolute Gewinn der Futterbaubetriebe aber noch 553 Euro über denen der Veredlungsbetriebe lag. 

Mit rund 157.000 Euro Unternehmensgewinn haben die spezialisierten viehhaltenden Betriebe also das beste Ergebnis vorzuweisen. Hinzu kommt: Wurden im Wirtschaftsjahr 2021/22 die Milchkuhbestände in Hessen noch um 13 % reduziert, nahmen die Kuhbestände im Wirtschaftsjahr 2022/23 erstmals seit langem wieder zu, bei gleichzeitig wachsender Milchleistung. 

Entscheidend für das sehr gute Wirtschaftsergebnis bleibt aber der um fast ein Drittel gestiegene Milchpreis auf durchschnittlich 56,27 Cent/kg, wodurch die um ebenfalls ein knapp Drittel  höheren Kosten für Futtermittel mehr als ausgeglichen wurden, stellten die Experten des Landesbetriebes Hessen fest.

Ackerbau rangiert trotz Gewinnsprung am Ende

erlöse.

Die Veredlungsbetriebe haben zwar ihre Bestände leicht reduziert, konnten aber aufgrund einer deutlichen Verbesserung bei den Mastschweineerlösen (216 ggü. 154 Euro/MS) und auch Ferkelerlösen (72 ggü. 52 Euro/Ferkel) ihre Umsatzerlöse um 31 Prozent erhöhen. Demgegenüber stieg der betriebliche Aufwand "nur" um 17 %. 

Die Ackerbaubetriebe erzielen die größten Erlössteigerungen beim Getreide, da hier die Preise gegenüber dem Vorjahr um 22 % nach oben gingen und gleichzeitig 10 % mehr geerntet wurde. 

Der Rapsanbau blieb mit einem Flächenanteil von 13,3 % der Ackerfläche in Hessen unverändert, aber der Verkaufserlös erreicht einen Spitzenwert von 63,79 Euro/dt. Im Vergleich zum 5-Jahres-Durchschnitt in Höhe von 51.821 Euro konnte der Gewinn deutlich um rund 31.000 Euro gesteigert werden.

Verbundbetriebe besser als reiner Ackerbau

Die Verbundbetriebe, die keine eindeutige Spezialisierung im Unternehmen aufweisen, erreichen in der Vorwegauswertung in Hessen mit 125.188 Euro einen Gewinnzuwachs gegenüber dem Vorjahr von 91,3 % und liegen somit vor den Ackerbaubetrieben. 

Die Verbundbetriebe haben gegenüber dem Vorjahr ihre landwirtschaftliche Nutzfläche auf 140,39 ha ausgeweitet und bewirtschaften damit in Hessen die meiste LF im Vergleich aller Betriebsformen. 

Durch die zusätzlichen Produktionsverfahren der Viehhaltung in ihren Betrieben profitieren sie stärker auch von den sehr guten Preisen bei der Milch- und Fleischerzeugung als die reinen Ackerbaubetriebe, stellen die Experten des Landesbetriebs Hessen fest.

Mit Material von Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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