900 Menschen müssen Campinganlage verlassen: Schwere Unwetter gestern Abend - sechs Verletzte auf Campingplatz in Lindau

25. August 2023 06:17 Uhr von Redaktion Allgäuer Zeitung, dpa
Chaos und sechs Verletzte auf einem Campingplatz in Lindau gestern Abend. Nach vielen Tagen Hitze sind schwere Unwetter über die Allgäu-Bodensee-Region gezogen, Bäume stürzten auf Fahrzeuge.
Tobias Beck, dpa

Unwetter über dem Allgäu und Bayern gestern. Die Bilanz: umgestürzte Bäume, gesperrte Bahnstrecken und Straßen. Schlimm traf es einen Campingplatz in Lindau.

Bei schweren Unwettern sind am Donnerstagabend in Bayern sechs Menschen verletzt worden, einer davon schwer. Alle befanden sich am Campingplatz am See in Lindau am Bodensee, auf dem mehrere Bäume umstürzten. Laut Deutschem Wetterdienst sind bei dem Unwetter Orkanböen mit bis zu 144 Kilometern pro Stunde über den Bodensee gefegt. Der Spitzenwert sei in Lindau erreicht worden.

Weil weitere Gefahr drohte, wurde die Räumung des gesamten Platzes beschlossen, wie ein Polizeisprecher sagte. Die dpa berichtete zunächst von drei Verletzten, ein Polizeisprecher bestätigte unserer Redaktion sechs verletzte Personen.

Es wurden auch Fahrzeuge beschädigt. 900 Urlauber und Campinggäste wurden vorübergehend in der Inselhalle in Lindau untergebracht und dort unter anderem von Helfern des Roten Kreuzes versorgt. Heute morgen soll nach Angaben der Polizei geprüft werden, wann die Menschen wieder zurück auf den Campingplatz können. Erst bei Tageslicht können die Unwetterschäden eingeschätzt und beseitigt werden, hieß es.

Im nahe gelegenen Friedrichshafen am baden-württembergischen Ufer des Bodensees wurde zudem ein Zeltlager geräumt. Rund 300 Menschen mussten die Nacht auf Freitag in einer Turnhalle verbringen, wie ein Polizeisprecher am Freitag sagte. Dort waren Windgeschwindigkeiten von 137 Stundenkilometern gemessen worden.

Unwetterfront über Bayern und dem Allgäu: zahllose umgestürzte Bäume

Die Unwetterfront war am Abend von West nach Ost über weite Teile des Freistaats gezogen. Zahllose Bäume stürzten um und behinderten vielerorts den Straßenverkehr, wie es aus mehreren Polizeipräsidien übereinstimmend hieß. Auch in unserer Region verzeichnete die Allgäuer Polizei einige unwetterbedingte Einsätze.

Etliche Autos seien beschädigt worden. Weitere Verletzte wurden aber zunächst nicht gemeldet.

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Das Unwetter beeinträchtigte zudem vielerorts den Bahnverkehr. In München wurde kurz vor Mitternacht der gesamte S-Bahn-Verkehr vorübergehend eingestellt. Die S-Bahnen würden an geeigneten Bahnhöfen zurückgehalten und warteten dort zunächst, hieß es. "Der Grund dafür sind witterungsbedingte Beeinträchtigungen im gesamten Bereich der S-Bahn München." Die Strecken im S-Bahn-Netz sollten umgehend begutachtet werden, ob Zugfahrten wieder möglich sind.


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S-Bahn München stellt wegen Unwetter vorübergehend den Betrieb ein

Gegen 00.45 Uhr teilte das Unternehmen dann mit, dass der Zugverkehr eingeschränkt wieder aufgenommen werde.

Einzelne Streckenabschnitte sind am frühen Freitagmorgen zum Start in den Berufsverkehr immer noch gesperrt, teilt der S-Bahn-Betreiber heute mit. "Auf der Stammstrecke und im gesamten S-Bahn Gesamtnetz ist mit Verspätungen zu rechnen." Von Ausfall betroffen seien die S1 München Ost - Freising/Flughafen in beide Richtungen, die S2 Dachau - Altomünster, die S2 Markt Schwaben - Erding, die S3 Lochhausen - Olching, die S6 Gauting - Tutzing und die S-Bahnen der Linie S20.

Unwetter sorgt für Probleme auf den Bahnstrecken Buchloe-Augsburg und Kempten-Lindau

Auch andernorts in Bayern mussten Bahnstrecken wegen Unwetterschäden gesperrt werden. Wegen Bäumen im Gleis seien etwa die Strecken zwischen Buchloe und Augsburg Hauptbahnhof gesperrt gewesen, hieß es bei der Deutschen Bahn im Internet. Diese Sperrung ist aufgehoben. Derzeit verkehren die Züge auf dieser Strecke allerdings mit einer verminderten Geschwindigkeit.

Auch die Strecke Kempten - Lindau-Reutin war demnach nur eingeschränkt befahrbar. Zwischen Starnberg und Tutzing fuhren keine Züge, und auch nicht zwischen Freising und Landshut.

Die Bahn erkunde auch die Strecken im Allgäu und in Oberbayern, hieß es. "Vegetation im Gleisbereich behindert aktuell den Zugverkehr." Auch hier komme es zu Verspätungen und Ausfällen.