Schienenverkehr Doch mehr IC-Züge auf Saalebahn - Haken für Pendler

14. April 2023, 20:20 Uhr

Die Deutsche Bahn will ihr Fernverkehrsangebot auf der sogenannten Saaletalstrecke zwischen Leipzig, Jena und Nürnberg erweitern. Mit den neuen Plänen verschlechtert sich das Angebot zum Jahresende auf der Strecke etwas weniger als gedacht. Für Pendler in der Region gibt es aber einen Haken.

Die Zugverbindungen auf der Saalebahn zwischen Saalfeld, Jena und Naumburg werden besser als zunächst erwartet. Die Deutschen Bahn hat bekanntgegeben, dass zum Fahrplanwechsel im Dezember statt drei Intercity-Zugpaaren pro Richtung und Tag nun fünf geplant sind. Die Züge fahren zwischen Nürnberg und Leipzig über die Saaletalstrecke und halten in Thüringen in Jena, Saalfeld und Rudolstadt.

Allerdings wird die Zahl der Regionalbahnen mit Verweis auf mehr Fernverkehr durch das Land deutlich ausgedünnt. So fällt zum Beispiel der sogenannte Franken-Thüringen-Express weg, der Leipzig und Nürnberg mit mehr als zehn Halten in Thüringen verbindet. Beispielsweise Pendler, die regional unterwegs sind, können dann aber nicht die günstigeren Tickets für den Nahverkehr oder ab Mai das 49-Euro-Ticket nutzen - sondern müssen höhere Fernverkehrspreise zahlen.

Fernverkehr funktioniert privatwirtschaftlich

Gerade aus Sicht der Saalebahn-Anrainer bleibt die fehlende Möglichkeit, Nahverkehrstickets in den Fernverkehrszügen zu nutzen, ein grundlegendes Problem. Der Schienenpersonennahverkehr - also Regionalbahnen und Regionalexpresse - werden von den Ländern bestellt - und mitbezahlt.

Der Fernverkehr hingegen funktioniert in der Regel privatwirtschaftlich. Sprich: Der Anbieter bekommt keine Subventionen und muss es schaffen, dass sich sein Angebot trägt. "Eine Tarifanerkennung ist zwar möglich, erfordert aber eine europaweite Ausschreibung und ist daher bis zur Betriebsaufnahme nicht umsetzbar", schreibt das Thüringer Verkehrsministerium.

Heißt konkret: Einem Anbieter Geld zahlen, damit auf einer Strecke auch Nahverkehrsfahrscheine akzeptiert werden oder das 49-Euro-Ticket, geht nicht einfach so, denn das wäre eine Subvention für den Fernverkehr der Deutschen Bahn und könnte ein Wettbewerbsnachteil sein, wenn sich zum Beispiel der Anbieter Flixtrain mit seinen grünen Zügen entschließt, ebenfalls auf der Strecke zu fahren.

Fahrgastverband rät Baustellen zu nutzen

Der Fahrgastverband Pro Bahn bestätigt diese Einschätzung, regt aber gleichzeitig an, eine Hintertür zu nutzen: In einem Jahr werden wegen einer Großbaustelle bei Naumburg etliche Regionalzüge gestrichen. Zumindest für diesen Zeitraum könne das Land mit der Bahn vereinbaren, dass in den ICs auch Nahverkehrstickets genutzt werden können.

Das habe anderswo in Deutschland bereits rechtlich sauber funktioniert - und wenn die Strecken-Bauarbeiten im Sommer 2025 beendet seien, habe man genug Zeit gehabt für eine ordnungsgemäße Ausschreibung. Geht es nach dem Fahrgastverband, wäre das Budget vorhanden: "Das Land spart durch den Wegfall des Franken-Thüringen-Express allein jedes Jahr mehrere Millionen Euro", sagt Pro-Bahn-Landeschef Olaf Behr.

Das letzte Wort in der Sache dürfte noch nicht gesprochen sein. Ende April sollen die Veränderungen auf der Saalebahn in einer aktuellen Stunde zum Thema im Landtag werden. Einige Landtagsabgeordnete aus CDU, Grünen, Linke und SPD hatten bereits ihren Unmut über die mögliche Verschlechterung der Verbindung geäußert.

Zum Aufklappen: Das sind die IC-Pläne auf der Saalebahn

Ab Dezember sollen fünf Züge pro Tag und Richtung auf der sogenannten Saaletalstrecke fahren. In den Kernzeiten ist ein zweistündlicher Takt geplant. Ab Nürnberg sollen diese Züge wie bisher ohne Umstieg weiter bis Stuttgart und Karlsruhe fahren. Nach Angaben der Bahn werden die neuen Züge in Leipzig passgenau Anschluss an die ICE-Verbindung nach beziehungsweise aus Berlin haben.

Die IC-Züge halten in Leipzig, Weißenfels, Naumburg (Saale), Jena (mit Halt in Jena Paradies und Göschwitz), Rudolstadt, Saalfeld, Ludwigsstadt, Kronach, Lichtenfels, Bamberg, Erlangen und Nürnberg. Rudolstadt und Ludwigsstadt werden dabei neue IC-Halte.

MDR (flog/jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 14. April 2023 | 19:00 Uhr

6 Kommentare

Peter Mueller am 16.04.2023

Hm, ich nutze den IC (ist bisher ja nur einer pro Tag) auch gelegentlich, aber eigentlich ist der immer ziemlich leer. Aber wie gesagt, reservieren kannst du ja immer noch. Und noch etwas: Es soll neben der IC-Linie trotzdem noch einen RE von Leipzig bis Saalfeld geben. Den wird Abellio mit seinen längeren Talenten = 300 Sitzplätze fahren. Das heißt, dass aus den heute 200-250 Sitzplätzen in zwei Stunden zukünftig zusammen rund 800 Sitzplätze werden.

steka am 16.04.2023

Na die ICs sind aber jetzt schon ganz schön belegt, auch ohne Pendler. Und die Talente lassen sich auch verlängern, nuß nur eine Einheit noch drangehängt werden.

Peter Mueller am 15.04.2023

Wie war das bei der Reichsbahn doch einfach. Einen Fahrschein von x nach y kaufen und einsteigen. Im schlimmsten Fall musste man einen Zuschlag für D-Züge zahlen. Heute braucht man ein Tarifstudium und läuft ständig Gefahr, unbewusst schwarz zu fahren. Die harte Trennung von Nah- und Fernverkehr ist ein Fehler der Bahnreform, der endlich behoben gehört. Dann braucht es solche Diskussionen wie die hier nicht mehr.

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