Megamarsch Spezial Mallorca 2023 – Die Challenge Deines Lebens (Teil I)

Ich habe ein neues Kapitel aufgeschlagen – zumindest erst einmal. Ich finde es immer interessant und auch erstrebenswert, die eigenen Grenzen auszutesten und zu schauen, was alles geht. „Schaffe ich nicht“ oder „kann ich nicht“ geht meist Hand in Hand mit „will ich nicht“. Aber auch das ist in Ordnung. Ich wollte es und so habe ich getreu dem Motto „just try“ den Versuch gestartet, beim Megamarsch Mallorca Spezial 50 Kilometer in 12 Stunden zu wandern. Und? Es hat geklappt!

Von Stuttgart aus ging es auf die Baleareninsel im Mittelmeer. Für mich das erste Mal Mallorca – man glaubt es kaum, aber es ist so. Eine Stunde Verspätung hatte unser Flieger, da über der Insel dichter Nebel herrschte. Als wir landeten, war aber schon wieder alles verzogen. Ich holte meinen Mietwagen ab und auf ging es ins Hotel, was etwas außerhalb von Port d‘Alcudia lag.

Hier merkte ich – wir sind off season. Das Zimmer war eiskalt, dass Bett klamm und die Heizung funktionierte nur mit Codekarte. Nun gut, es war eh spät, in Port d‘Alcudia hatte nichts geöffnet, also blieb ich im Hotel. Achso, es regnete auch und dies sollte bis zum nächsten Morgen so bleiben.

Um 5:45 Uhr, am nächsten Morgen, ging ich in den noch spärlich beleuchteten Frühstücksraum. Hier warteten kalte Brötchen, ein paar Scheiben Wurst und Käse auf mich. Kurzum, es schmeckte mir nicht wirklich. Also noch ein Brötchen geschmiert und ab ging es Richtung Port d‘Alcudia’s Innenstadt.

Hier, am Startpunkt, dem Hotel Zafiro Tropico, musste ich mich registrieren und bekam mein Starterbändchen und ein sehr schön gestaltetes Funktionsshirt. Ich verstaute alles, zog meine Regensachen an, nahm den Knirps und ging damit zum Start. Meine Startzeit war eigentlich 7 Uhr, aber ich leistete mir akademische 15 Minuten Verspätung. Bei 12 Stunden Zeit für 50 Kilometer vielleicht nicht wirklich ein Problem?

Überhaupt hatte ich im Vorfeld viele Fragezeichen. Schaffe ich 50 Kilometer wandern? Was sagen die Füße dazu? Was sagt mein Oberschenkel, der in letzter Zeit auch schon bei kleineren Strecken am Brennen war? Was macht das Wetter? Schaffe ich die Strecke wohl unter 12 Stunden? Berechtigte Fragen, die einen aber am Ende nicht weiterbringen. Was sollte passieren? Nichts, ich bin auf Mallorca, gehe wandern und wenn es nicht mehr geht, rufe ich eine Taxe. Gedanken beiseite gewischt und los ging es.

Zunächst ging es durch das Wohngebiet erst einmal Richtung Strand. Wir waren kaum losgewandert, da gab es bereits das erste Hindernis. Der Weg war komplett überschwemmt vom vielen Regen und wenn man nicht direkt zu Beginn nasse Füße haben wollte, musste man also ausweichen. Das führte zu Stau. In der Morgendämmerung ging es ein wenig weiter am Strand entlang, dann aber wieder zurück auf die Einkaufsstraße Passeig Maritim, die sich bis zum Hafen an der Bucht entlang zog. Ein Schild vermittelte uns „Noch 49 Kilometer – der erste Schritt ist getan“. Ein Lichtblick.

Strecke

Nach rund 2 Kilometern erreichten wir den Ortsteil Alcanada. Hier wanderten wir für die nächsten 2 Kilometer immer entlang des Meeres, dann bogen wir nach links ab und es ging steil nach oben zu den höher gelegenen Häusern, die schon vermittelten, dass hier die wohl bessere Wohnlage war.

Bei Kilometer 5 Bogen wir wieder rechts ab, wanderten entlang des Bosc del Llatzeret, einem Waldstück mit ländlicher Umgebung, um schlussendlich wieder zurück nach Port d‘Alcudia zu gelangen. Ein paar Meter durch die Innenstadt, dann ging es weiter nach Alcudia, der Altstadt, die etwas im Landesinneren lag. Wandern mit Knirps ist jetzt normalerweise nicht so prall, aber ich zog die neidischen Blicke auf mich. Ich war mit dieser Idee auch nicht allein. Sieht komisch aus, aber ich war trocken, meine Füße auch und wenn man einen Schirm dabeihat, kommt auch irgendwann die Sonne. So war es nun auch. Punkt 9 Uhr – die Sonne kam, na ja zumindest sporadisch, raus und wir erreichten den ersten Verpflegungspunkt in Alcudia.

VPS1 bot in diversen Zelten reichlich Verpflegung. Hier gab es Wasser, Tee, Snacks, belegte Brote, Müsliriegel, und, und, und. Ich hatte noch mein Brötchen dabei und aß das erst einmal. Dann sah die die kleinen Marken und mir fiel ein, dass ich diese ja als Nachweis sammeln müsste. Hätte ich die nicht gesehen, hätte ich bei der Wertung nachher sicher ein Problem gehabt – hatte ich ganz vergessen.

Dann ging es weiter. Wir durchwanderten ein wenig die Altstadt von Alcudia, hielten uns da aber immer in der Nähe der alten Stadtmauer. 10 Kilometer waren erreicht. Nachdem wir einmal um die Altstadt herumgewandert waren, ging es nun weiter in ländliche Gefilde Richtung Bonaire. Über kleine Wirtschaftswege erlebten wir das ländliche und natürliche Mallorca. Dann erreichten wir nach 15 Kilometern Bonaire. Hier standen sie wieder, die herrschaftlichen Ferienhäuser mit ihren Pools.

In Bonaire bogen wir aber schnell rechts ab und gelangten wieder in eine Art Wald. Mich wunderte, dass der Waldweg überall Bordsteine hatte. Auf dem Satellitenbild im Nachgang stellte ich dann fest, dass wir wohl durch ein Gebiet wanderten, dass seine Entstehung dem Bauboom auf Mallorca verdankte. Straßen waren angelegt, Häuser wurden scheinbar nie gebaut. Die Natur hatte sich mittlerweile alles wieder zurückerobert. So wanderten wir über vermeintliche Straßenzüge, die heute kaum noch zu erkennen sind. Spannend. Der Pinienwald Pinars de Bonaire hatte gesiegt!

Die Bucht von Alcudia hatten wir schon lange verlassen und nun kam wieder Meer in Sicht. Wir hatten die Bucht von Pollença erreicht. Pollença selbst lag in weiter Ferne auf der anderen Seite. Wir selbst folgten der Küstenlinie über eine schöne kurvenreiche Serpentinstraße, die uns über die nächsten 2 Kilometer, mit 9 % Steigung, hinauf zur Ermita de la Victoria, einer alten Klosteranlage, führen sollte.

Die ehemalige Einsiedelei liegt auf der Halbinsel von Alcudia, ganz im Norden Mallorcas, in idyllischer, unberührter Berglandschaft. Weit ab vom Massentourismus, in privilegierter Lage, hat man von hier aus einen zauberhaften Ausblick auf das Cap de Formentor und die Bucht von Puerto Pollença. Hier befand sich nun auch der Verpflegungspunkt 2. Mittagessen war angesagt.

Ich hatte aber keine Lust mich am Würstchenstand anzustellen und so widmete ich mich zunächst einmal meinen Füßen. Ich merkte, dass die bisher gewanderten 20 Kilometer Spuren hinterlassen hatten – nicht nur im Sand und im Kies, sondern auch an meinen Füßen. Ich puderte und pflasterte sie ab und wechselte die Socken. Keine gewaschenen neuen Socken, sondern miefige Laufsocken, die die Blasenbildung verhindern sollten. Nach 20 Minuten Pause ging es dann wieder auf die Wanderstrecke.

Ich folgte der Serpentinstraße nun ordentlich bergab bis zur Brücke, die uns über den Fluss Torrent de ses Fontanelles führte. Nun ging es über den Küstenweg Cami vell de la Victoria für die nächsten 2 Kilometer immer entlang der Bucht bis nach Mal Pas und seinem Yachthafen.In Mas Pas führte uns die Straße ein wenig landeinwärts, dies aber nur kurz, bevor wir in einen kleinen Pfad einbiegen mussten, der uns direkt an einen kleinen Strand führte. Ab hier begann nun einer der schönsten Abschnitte der Wanderung.

Entlang des Strandes, dann hinauf auf die Steinplatten und immer entlang der Küstenlinie mit herrlichen Ausblicken auf das mal ganz dunkelblaue, dann auch wieder hellgrün bis türkis schimmernde Wasser. Was die tolle Aussicht ein wenig trübte – meine Füße meldeten sich mit dicken Blasen. Wir kamen an einem alten Steinbruch vorbei, bevor wir nach ein paar weiteren Kilometern Es Morer Vermell erreichten – ein paar Häuser, aber mit einem herrlichen Ausblick auf die Bucht von Pollença. Hier beschloss ich mich auszuklinken und eine weitere Pause einzulegen. Die 25 Kilometer waren erreicht und die Füße mussten versorgt werden. Zum Glück war ich gut ausgerüstet mit allerlei Pflastern.

Wie ging es weiter? Saßen weitere 25 Kilometer auf lädierten Füßen noch drin? Alles weitere lest Ihr im zweiten Teil von „Megamarsch Spezial Mallorca 2023 – Die Challenge Deines Lebens“ ab Sonntag Mittag.

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